Jetzt wird’s mythisch

Fasu erzählt…

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Fasu erzählt, dass Wilhelminas Vater sich in einen Kondor verwandelte

Fasu fuhr fort:„Ich bin in Lima aufgewachsen und dort in eine deutsche Schule gegangen. Nach meinem Schulabschluss habe ich an der Hebammenschule im deutschen Göttingen meine Ausbildung zur Hebamme und Lehrhebamme gemacht. Danach bin ich in dieses Haus hier in paciencia del puma  gezogen. Ich habe hier fünf Jahre lang zusammen mit meinen Großeltern väterlicherseits gewohnt. Dann sind beide relativ kurz hintereinander verstorben. 

Ich habe mir hier in dem Haus im Keller eine Hebammenpraxis aufgebaut. Nach fünfzehnjähriger Arbeit in der Selbstständigkeit habe ich diese aufgegeben und auf der Geburtsstation eines kleinen  Krankenhauses in Lima angefangen, wo ich heute auch noch arbeitete. 

Während meiner Zeit in der Selbstständigkeit habe ich Konstantin kennengelernt. Es war abends in einer Bar in Lima, in welcher er und ich zum ersten Mal waren. Ich saß zehn Minuten alleine an der Theke, dann kam Konstantin und fragte mich auf Spanisch, ob er sich neben mich setzen dürfe. Ich hatte nichts dagegen. Wir tranken jeder ein Weizen und redeten. Er erzählte mir, dass er Deutscher sei; daraufhin wechselte unser Gespräch von Spanisch auf Deutsch. Ich kann dir nicht mehr sagen, was wir alles besprachen und wie lange wir da zusammen saßen. 

Konstantin arbeitete für den deutschen König Balduin, in dessen Auftrag er auch für fünf Jahre in Lima tätig war. Zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens lebte er bereits ein Jahr lang in Lima. Konstantin und ich trafen uns in den folgenden Tagen wieder.  Wir verliebten uns ineinander. Als wir zwei Jahre ein Paar waren, zogen wir zusammen in eine kleine Wohnung in Lima. Ich denke, man kann behaupten, dass wir zu diesem Zeitpunkt beide vorhatten,  ein ganzes Leben zusammen zu verbringen. Wir konnten keinem erzählen, dass wir ein Paar waren. Es war für uns beide die erste Liebesbeziehung. 

Als wir gut 1,5 Jahre zusammen gewohnt hatten, flogen  wir beide mit der Harpyie Okypete mitten in die Anden, in ein kleines Dörfchen namens pueblo de conciencia „Dorf der Achtsamkeit“. Wir wollten dort zwei Wochen Urlaub machen. Unsere Unterkunft war eine Pension, in welcher wir auch frühstücken und zu Abend essen konnten. Wir wollten jeden Tag in den Bergen wandern gehen. 

Daraus wurde allerdings nichts. Am Tag nach unserer Ankunft in der Pension waren wir so erschöpft, dass wir uns nur in der Pension aufhielten. Mich freute sehr, dass die Pension zwei Saunen hatte. Konstantin hatte am Saunieren keine Interesse, ich probierte die Saunen aber direkt aus.  Am folgenden Tag starteten wir unsere erste Wandertour. Nachdem wir eine halbe Stunde gegangen waren, stießen wir auf eine Höhle. Wir entschlossen, in die Höhle hineinzugehen. Dann stießen wir auf eine schwangere Frau namens Valentina.“

Wilhelmina hörte Fasu die ganze Zeit aufmerksam zu. Ihr gingen viele Fragen durch den Kopf, immer wollte sie ansetzen und etwas sagen, tat es aber dann doch nicht. Nun unterbrach Wilhelmina Fasu jedoch schon: „ Diese Frau war meine Mutter, oder? War sie mit mir schwanger?  Aber Konstantin war mein Vater, wie kann das alles sein?“  „Wilhelmina, ich kann dir das erklären. Konstantin war nicht dein biologischer Vater. Er hat in seinem ganzen Leben immer nur Männer geliebt, genauso wie ich.“ „Mein Vater … eh…. Konstantin ist vor kurzer Zeit gestorben“ „Das weiß ich,  Zeus hat es mir erzählt.“

Das war alles etwas zu viel für Wilhelmina. Jetzt kannte sie also weder ihre Mutter noch ihren Vater. Wilhelmina war nun völlig verzweifelt: „ Valentina ist oder war meine Mutter….Keine Ahnung…Lebt sie noch…Wer ist oder war mein Vater?…Warum ist das alles so kompliziert?…“ Wilhelmina konnte nicht mehr, sie fing an zu weinen. Fasu nahm sie in den Arm und tröstete sie. Dann fuhr er fort: „Ich erzähle jetzt einfach mal da weiter, wo ich vorhin aufgehört habe. 

Konstantin und ich unterhielten uns auf Deutsch mit Valentina. Sie war gerade aus dem monasterio del momento presente in paciencia del puma ausgetreten. In diesem Kloster war sie vier Jahre buddhistische Nonne. Als Klosterskriptorin hat sie viele schöne Geschichten in einer von ihr erfundenen Fantasiesprache verfasst.Anfangs fühlte sie sich in dem Kloster ganz wohl, später wollte sie aber doch ein anderes Leben für sich. Nach dem Klosteraustritt machte sie sich mit Hermes’ Wagen auf den Weg zu ihrer Familie nach villaggio della felicità

Ihre Eltern und ihre Schwester empfingen sie nicht mit offenen Armen. Sie hatten die ganze Zeit nicht gewusst, wo sie steckte. Die Götter hatten sie um Hilfe gebeten, aber diese gaben keine Auskunft über Valentinas Aufenthaltsort. Valentina hatte sich die guten vier Jahre nicht bei ihrer Familie gemeldet. Diese Tatsache und dass sie jetzt wieder einfach zuhause einziehen wollte, als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen, ärgerte Mutter, Vater und Schwester sehr. Es kam zu einem heftigen Streit, bei welchen es von einem zum anderem kam. Dinge aus der tiefsten Vergangenheit wurden schließlich ausgegraben und sich gegenseitig an den Kopf geworfen. Es muss wirklich heiß hergegangen sein. Das Ende vom  Lied war: Funkstille und Valentina verließ Italien wieder und reiste mit Hermes‘ Wagen hierhin zu dieser Höhle.  

Valentina richtete sich dann in der Höhle eine Bleibe ein.  Der Sonnengott Inti unterstützte sie dabei und wachte über sie. Geld verdiente Valentina als  Kellnerin in dem einzigen Restaurant im pueblo de conciencia. In dem Restaurant lernte sie einen Mann kennen, mit welchem  sie dann eine kurze Liaison führte. Nachdem sie einmal in dieser Höhle miteinander geschlafen hatten, war die Liebesbeziehung – man kann sagen ratzfatz– wieder vorbei. Nicht weil er sich einfach vom Acker gemacht hat, sondern weil es zu einer Metamorphose kam. Dieser Mann, dein biologischer Vater, verwandelte sich in einen Kondor.“ „Wie mein Vater verwandelte sich in einen Kondor?“

 „Valentina und er verbrachten die Nacht zusammen, morgens standen beide noch als Mann und Frau auf.  Dann verließ dein Vater die Höhle, hob vom Boden ab und wurde zu einem riesigen männlichen Kondor. Valentina sah zu wie er in die Luft aufstieg und sich verwandelte.“

 „Wahnsinn! Unglaublich! Mein Vater ist also ein Kondor. Lebt dieser Kondor noch und wie heißt er oder wie hieß er?“ Fasu zuckte mit den Schultern: „Ich kenne den Namen nicht. Ob sich der Kondor noch unter den Lebenden befindet, weiß ich ebenso nicht.“ „Kannst du mir denn sagen, ob meine Mutter noch lebt? Die Benediktinerin Amalia, die mir auch schon einiges über meine Mutter erzählt hat, hat von ihr so seltsam gesprochen, sodass ich nicht verstanden habe, ob sie unter den Lebenden oder Toten weilt. Eigentlich wollte ich Amalia auch noch fragen, habe es dann aber  doch nicht getan. 

Da klopfte es an Fasus Haustür. Fasu ging zur Tür, öffnete und wer stand dort?

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