Jetzt wird’s mythisch

Begegnung mit Amalia

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Wilhelmina trifft auf einen Seher, einen Zyklopen und Amalia.

„ Konntest du mit deinem Vater sprechen?“, fragte der Fährmann Charon, als Wilhelmina wieder bei ihm im Boot saß, um von der einen Seite der Styx auf die andere zu gelangen. „Nein, leider nicht! Persephone hat mich nicht zu ihm gelassen. Ist die eigentlich immer so fies?“ „ Nett und Persephone! Das kommt in einem Satz niemals zusammen vor. Sie weiß alles, erzählt aber eigentlich nichts und wenn sie denn mal etwas erzählt, entspricht es nicht der Wahrheit.“ 

 „Persephone hat mir erzählt, dass meine Mutter Benediktinerin im Kloster Ellaburg war.“ „Na dann geh mal davon aus, dass das gar nicht stimmt. Sie will alle verwirren. Wenn sie das geschafft hat, freut sie sich einen Keks“ „ Verwirrt hat sie mich definitiv. Wie erfahre ich denn jetzt, verdammt nochmal, wer meine Mutter war? Ich weiß überhaupt nichts über sie, kenne noch nicht einmal ihren Namen. Ich habe mir viele Gedanken über meine Mutter gemacht und mir sind sehr viele Ideen gekommen, unter anderem halt auch die, dass sie vielleicht gar nicht mehr lebt. Das wäre eine mögliche Erklärung, warum mein Vater so ungern über sie spricht. Wenn man mir wenigstens sagen würde, ob sie noch lebt!“

 „ Da fällt mir  noch etwas ein: Ich bringe dich jetzt zu dem Seher Paddy. Der weiß auch alles. Er spricht auch nicht in Rätseln“ „ Ein Seher namens Paddy, du willst mich wohl für dumm verkaufen!“ „Nein, das will ich nicht! Mir kannst du glauben und Paddy auch. Paddy ist ein Künstlername.“ „Ja dann bring mich mal zu diesem Künstler“ „Paddy heißt eigentlich Konrad-Patrick. Aber wer will schon Konrad-Patrick heißen und dann auch noch mit Bindestrich?“ „Verstehe ich, der Bindestrich geht gar nicht.“ 

Konrad–Patrick „Paddy“ versteht die Kunst des Cocablätterlesens und konnte in seinen Cocablättern auch etwas sehen. Er sagte ihr, dass sie Antworten zu ihrer Mutter im Kloster Ellaburg finden wird. Das half Wilhelmina weiter. Nun wurde Wilhelmina auch so langsam klar, dass Persephone mit ihrer Antwort, dass sie ihr doch gesagt hätte, an wen sie sich wenden soll, das besagte Kloster gemeint hat. Somit hatte auch Persephone  ihr schon geholfen, allerdings hatte sie im Gegensatz zu Paddy  in Rätseln gesprochen und glauben konnte man ihr auch kein Wort.

Wilhelmina fragte Paddy: „Kennst du den Weg von hier zum Kloster Ellaburg?“ „Ja, aber ich kann dich leider auf deinem Weg dorthin nicht begleiten. Ich rufe den Baumeister und Zyklopen Findus. Er kennt den Weg auch und wird dich gerne zum Kloster bringen. Findus ist mein lustiger und unterhaltsamer Gefährte. Bevor er dies aber wurde, baute er Prachtbauten überall auf der Welt.“ Findus war nach dem Ruf schnell zur Stelle. Nachdem sich  Wilhelmina bei Paddy bedankte hatte, machten sich sie und Findus auf den Weg. 

Im Kloster Ellaburg traf Wilhelmina auf die Äbtissin Amalia. Amalia konnte Wilhelminas Verzweiflung gut nachvollziehen und sie konnte ihr auch viel über ihre Mutter erzählen: „Deine Mutter hieß nicht, wie Persephone behauptet hat, Helga sondern Valentina. Sie war auch keine Benediktinerin, sondern eine buddhistische Nonne. Sie stammte wie ihr Name aus Italien, einem kleinen Dorf namens villaggio della felicità „Dorf der Glückseligkeit“. 

Mit 20 ist sie in ein buddhistisches Kloster  namens vidyāvihāra „Kloster des Wissens“ eingetreten, welches sich am Rande der Stadt città dei gufi „Stadt der Eulen“ befindet.  Sie war noch Novizin, da erkrankten Valentinas Großeltern, welche nicht in Italien sondern in Bingen lebten, an einer seltsamen Krankheit.“

 „Stopp mal gerade, bitte! Also, meine Mutter ist Italienerin, meine Großeltern auch, aber meine Urgroßeltern sind Deutsche?“ „Der Vater deiner Mutter ist Deutscher  und seine Eltern auch.“ „Die Mutter meiner Mutter ist aber Italienerin?“ „Ja und deren Eltern auch.“ „Das hört sich irgendwie kompliziert an. Ich kann mir das alles noch gar nicht so richtig vorstellen. Kennst du  auch die ganzen Namen?“ „Nein, ich kenne nur den Namen deiner Mutter und ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Antonia“ „Schade, dass du die anderen Namen nicht weißt!“

  „Ich erzähle jetzt mal die Geschichte weiter“ „Ja, ich bin sehr gespannt!“ „Deine Mutter erfuhr eines Abends durch ihren Vater, der sie im Kloster besuchte, von der Erkrankung seiner Eltern und dass sie wahrscheinlich bald sterben werden. Wenn Valentina sie also nochmal sehen wolle, müsse sie ihre Sachen packen und mitbekommen. So reisten deine Mutter, dein Opa, deine Oma und Antonia nach Bingen.“

 „Wie legten sie denn so eine lange Strecke zurück?“ „Mit göttlicher Hilfe“ „Wie mit göttlicher Hilfe?“ „Weißt du nicht, welcher Gott für die Reisenden zuständig ist?“ „Der Götterbote Hermes?“ „Genau. Mithilfe von ihm und seinem schnellen Wagen waren die vier ratzfatz in Bingen. Da staunst du nicht schlecht, oder?“  „Der Hermes, das ist mir schon so einer!“ „Das kannst du laut sagen, ein richtiger Schelm. Ich könnte dir einige Geschichte über ihn erzählen, aber nun erstmal weiter bei deiner Familiengeschichte. 

Valentinas Großeltern waren bettlägerig, als die vier dort ankamen. Was für eine Krankheit sie hatten, wusste gar keiner so genau.“ „Das ist genauso wie bei meinem Vater. Er wurde auch plötzlich krank und keiner wusste, was er hatte. Er las in einem Buch von dem Perser Ibn Sina, aber fand dort keine Hilfe und schließlich starb er. Was ich mich allerdings die ganze Zeit gefragt habe, warum er nicht in dem Buch von Noumea nachgeschaut hat.“

 „Du hast ein Buch von Noumea? Erstaunlich!“ „Ja, aber wieso ist das erstaunlich? Habt ihr hier nicht jede Menge Bücher von ihr?“ „Eben nicht. Wir haben hier kein einziges Buch von Noumea, obwohl sie dieses Kloster gegründet hat und 32 Jahre lang hier Äbtissin war. Ich habe mich immer gefragt, warum es hier kein einziges Buch von ihr gibt. Ich bin bis jetzt keinem begegnet, der ein Buch von Noumea besitzt.“ „Warum hat dann ausgerechnet mein Vater ein Buch von Noumea?“ „Na das wüsste ich auch gerne!“ „ Kanntest du eigentlich meinen Vater?“ „Nein, ich bin ihm nie begegnet.“

Nun zurück zu deinen kranken Urgroßeltern. Diese lebten dann nach der Ankunft der vier noch drei Tage. Am Tag nach der Beerdigung brachte Hermes schneller Wagen deine Großeltern wieder in die Heimat. Valentina und Antonia blieben noch in Bingen und wohnten im Haus ihrer Großeltern. Antonia war noch nie länger als zwei Tage in Deutschland und wollte sich jetzt mal genauer die Gegend anschauen. Valentina kannte sich in der Gegend schon besser aus und wusste, dass es in der Nähe von Bingen dieses Benediktinerinnenkloster Ellaburg  gab. Sie war mit ihren Großeltern mal bei einem Nachmittagsausflug mit der Kutsche daran vorbeigekommen. Jetzt wollte sie den Nonnen mal einen Besuch abstatten. 

Direkt nach der Abreise ihrer Eltern bestellte sie eine Kutsche, welche sie und   ihre Schwester, die auch neugierig war, was die Benediktinerinnen so zu erzählen haben, hierhin brachte und so traf ich das erste Mal auf deine Mutter und ihre Schwester.“ „Du hast die beiden wirklich gekannt! Das ist ja toll!“ Wilhelminas Augen strahlten. Endlich hatte sie jemanden getroffen, der ihrer Mutter persönlich – abgesehen von ihrem Vater –  begegnet war.  „Es freut mich sehr, dass ich dich so glücklich mache.

Ich war zu dieser Zeit noch keine Äbtissin, aber schon Nonne mit ewigem Gelübde. Valentina schwankte zu dieser Zeit noch ziemlich hin und her, ob sie für immer Nonne werden will. Wir plauderten zu dritt über dies und natürlich aus das.“ „Aber die Namen meiner Großeltern fielen dabei nicht?“ „Nein, definitiv nicht. Namen kann ich mir gut merken. Wir redeten aber auch nur diesen Tag. Valentina sagte mir beim Abschied aber noch, dass sie mir Briefe schreiben werde. Ich versicherte ihr auch, zurück zu schreiben.“ „Und hat sie dir geschrieben?“  „Ja, 10 Tage nach Abreise kam ein Brief bei mir an.“ 

Nächster Teil: Mysteriöse Briefe

Eine Antwort zu „Begegnung mit Amalia“

  1. Avatar von Gisela E.
    Gisela E.

    Der Blog gefällt mir immer besser. Tolle neue Aufmachung. Bin auf die Fortsetzung gespannt.

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