Jetzt wird’s mythisch

Die Bücher von Noumea

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Die Bücher und Persephone

„Es gibt keine deutsche Übersetzung dieser Geschichte, allerdings hat mir deine Mutter später eine Grammatik zukommen lassen, sodass ich in der Lage war, diese Geschichte und noch weitere zu übersetzen.“ „Meine Mutter hat dir noch mehr Erzählungen in wilhelminaischer Sprache geschickt?“ „Valentina  hat zwei Bücher in dieser Fantasiesprache verfasst.“ „Und diese beiden Bücher hat sie dir zugesendet?“ „Nein. Die Bücher beinhalten eine Sammlung von ingesamt 24 Geschichten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Acht dieser Geschichten hat sie mir in Briefform zugeschickt.“ „Aha!“

Plötzlich wurde es dunkel und ganz still. Jegliches Kerzenlicht und das Ofenlicht waren von jetzt auf gleich erloschen. Wilhelmina und Amalia, die an einem Tisch in der Wohnstube des Klosters  saßen, konnten sich nicht mehr erkennen. Ihnen wurde ganz mulmig zumute. Wilhelmina fragte erschrocken: „Was ist denn jetzt los?“ Amalia, der das Ganze auch nicht geheuer vorkam, erwiderte: „Keine Ahnung. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt und ich habe schon so manches erlebt, das kannst du mir glauben.“ 

Dann schien durch ein großes Fenster Licht in die Stube hinein. Ein kräftiger Windstoß öffnete das Fenster. Vom Himmel hinunter bis in die Wohnstube klappte sich eine Treppe auf. Diese hinab stieg eine Person. Oder war es ein göttliches Wesen? Wohl eher schon. In der Stube angekommen, war es Wilhelmina klar, wer dieses Wesen war: Persephone.

Diese sprach dann zu Wilhelmina und Amalia: „Vom Himmel draußen steige ich mal eben ohne Vorankündigung  zu euch sterblichen Kreaturen hier drinnen hinab, obwohl ich doch eigentlich eher von unten hätte kommen müssen, zumindest erwarten das die Menschen immer von mir. Suprise! Suprise! Oder doch besser: Applaus! Applaus! Welch großartige Vorstellung! Jetzt aber genug mit dem Eigenlob. Das hält ja keiner aus. Ich habe euch jemanden aus dem Reich der Toten mitgebracht: Die Gründerin dieses Kloster höchstpersönlich. Darf ich vorstellen? Noumea.“ 

Neben Persephone stand tatsächlich Noumea. Stille. Erstaunen. Nun übernahm Noumea das Wort:  „ Amalia, du bist meine Nachfolgerin als Äbtissin dieses Benediktinerinnenklosters und ich bin sehr stolz auf dich, wie du deine Aufgabe hier meisterst. Du fragst dich völlig zurecht schon die ganze Zeit, wo meine Bücher geblieben sind, welche ich zeitlebens verfasst habe. Heute sollst du es erfahren. 

Wilhelmina, du bist ein intelligentes Mädchen auf der Suche nach Antworten aus deiner Familiengeschichte. Du sollst heute erfahren, was es mit dem Buch von Noumea, welches Konstantin gehörte, auf sich hat. 

Wilhelmina und Amalia bedankten sich vielmals bei Noumea, welche dann sofort fortfuhr: „ Als  ich bereits 43 Jahre alt war, wurden meine Visionen, die ich seit Kindesalter  hatte, immer bedrängender. In der Sicht Gottes war die Zeit reif geworden und war auch ich auf meinem Lebensweg zu solcher Reife geführt worden, dass ich den Auftrag einer schreibenden Verkünderin der mir kundgetanen Wege Gottes übernehmen konnte. Nach bereits längerem Drängen  forderte  die Stimme mich auf, nicht mehr länger abzuwarten und mit dem Aufschreiben des Geschauten zu beginnen. Es geschah nicht plötzlich von dem einen auf den anderen Tag. Nein, nach einer notvollen Überwindung meines letzten Widerstandes wurde mir der Schreibgriffel geradezu in die Hand gedrückt. 

Ich verfasste, bis ich 77 Jahre alt war, acht Bücher. Dann erschien mir ein mir unbekannter Gott namens Quetzalcoatl, was „Gefiederte Schlange“ bedeutet. Dieser sagte: ,Liebe Noumea, schreibe nun nicht weiter, das wird ein weitläufiger Nachfahre von dir in einigen Jahren für dich erledigen.‘ ,Liebster Quetzalcoatl, was für ein Nachkomme denn? Ich lebe doch zölibatär, ich habe keinen Sohn und auch keine Tochter.‘ ,Du hast keine Kinder, aber deine 1,5 Jahre ältere Schwester Maria schon. In ihrer Nachkommenschaft wird irgendwann ein gewisser Konstantin geboren. 

Dieser Konstantin wird dein Werk unter deinem Namen fortsetzen.‘ ,Unter meinem Namen? So als hätte ich das geschrieben? Wenn das Gottes Wille ist, soll das so geschehen‘ ,Das ist der Wille deines persönlichen Schutzgottes, dem du den Namen Archimedes gegeben hast.‘ ,Ganz genau, Archimedes ist mein Schutzgott.‘ ,Archimedes wäre dir auch gern selbst erschienen, aber seine Gattin Isabell hatte mal wieder Redebedarf.‘ ,Ja! Das kommt bei uns Frauen häufiger vor, kann Mann nichts machen.‘  Dann verabschiedete sich Quetzalcoatl von mir und war wieder verschwunden.“

Wilhelmina fragte daraufhin: „ Meinte Quetzalcoatl meinen Vater Konstantin, der dein Werk fortführen soll?“ Noumea antwortete: „Ja, so ist es. Als Konstantin 30 Jahre alt war,  erschien auch ihm Quetzalcoatl und forderte ihn auf, das Werk von mir weiter zu schreiben. Konstantin sollte sich einfach an seinen Schreibtisch setzen, den Schreibgriffel in die Hand nehmen, dann wüsste er sofort, was er auf das vor ihm liegende Blatt niederschreiben soll. 

Und Quetzalcoatl hatte tatsächlich recht. Konstantin schrieb und schrieb immer weiter. Quetzalcoatl sagte ihm, dass er als Verfasser das Werks Noumea eintragen soll, ansonsten würde etwas Schreckliches passieren. Genauer wurde Quetzalcoatl diesbezüglich nicht. Konstantin hielt sich daran. So entstand unter anderen das medizinische Buch, in welchem er dann während seiner Erkrankung nicht nachschlug. Er wusste ja genau, was in dem Buch drinstand und dass er seine Symptome dort nicht thematisiert hatte.“

Wilhelmina war sehr froh um diese Informationen und nun wollte sie wissen: „Kannst du mir sagen, ob mein Vater  noch mehr Bücher unter deinem Namen geschrieben hat. Ich kenne nämlich nur ein Buch.“ „Er hat genau vier Bücher unter  meinem Namen abgefasst, allerdings hat er die drei, die du nicht kennst, in das Grab seiner Mutter gelegt“ „Wieso denn das?“ „ Das hat ihm auch Quetzalcoatl gesagt. Seine Mutter ist, kurz nachdem er die drei Bücher fertiggestellt hat, gestorben. Du hast sie nicht kennengelernt. Sein viertes Buch ist das, was dir bekannt ist.

Nun zu den Büchern, die ich selbst verfasst habe. Die acht Bücher habe ich, einen Monat bevor ich gestorben bin,  Marias Sohn gegeben. Er sollte sie in seinem Bücherregal unterbringen. Diese Bücher sollten meiner Meinung nach von diesem Kloster getrennt werden und in meiner Familie aufbewahrt werden. Marias Sohn hat die Bücher an seinen ältesten Sohn weitergegeben. Dieser hat sie allerdings in seinem Kinderzimmer im Bücherregal stehen gelassen und nicht seiner einzigen Tochter überreicht.“ 

Persephone wurde langsam ungeduldig: „Also, liebe Noumea bist du jetzt bald fertig mit dem, was du erzählen wolltest. Als du heute Morgen zu mir gekommen bist und mich gebeten hast, mit mir zusammen die Oberwelt besuchen und im Kloster Ellaburg mit Wilhelmina und Amalia sprechen zu dürfen, habe ich dir, wie alle hier Anwesenden unschwer sehen können, meine Erlaubnis gegeben. Doch erinnerst du dich noch daran, unter welcher Bedingung ich es dir genehmigt habe? Scheinbar nicht! 

Nächster Teil:

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